Hallo, mein lieber Sohn,
in diesen seltsamen Zeiten ist es für deine „alten Herrschaften“ 😉 nicht ganz einfach, die innere Balance zu halten. Denn einerseits haben wir so viele seriöse Informationen, dass man diesen blöden Virus ernst nehmen muss, andererseits wollen wir uns nicht in den Mainstream schubsen lassen, der nur noch auf dieses Thema fokussiert zu sein scheint.
Wie du ja seit deinen Kindheitstagen weißt, herrscht zwischen deinen Eltern eine gut funktionierende Arbeitsteilung: Dein Vater ist für die Theorie zuständig, deine Mutter für die Praxis. Oder etwas anders formuliert: Dein Vater kümmert sich um die wirklich wichtigen Dinge, die über den Tellerrand hinausreichen. Er lässt sich dabei von großen Denkern inspirieren, entwickelt Lebensmodelle und formuliert Weisheiten, die so noch keiner gesagt hat. Ein feinsinniger Humor mit einem Schuss Selbstironie hat ihm dabei so manche Tür geöffnet, ganz besonders die zum Herzen deiner Mutter. Darüber hinaus ist dein Vater ein großer Kämpfer – mit Don Quichotte als Vorbild.
Im Gegensatz zu deinem -sagen wir mal- dynamischen Vater ist deine Mutter eine sehr kluge und ruhige Frau. Umsichtig und unermüdlich stellt sie immer wieder aufs Neue den Realitätsbezug zum Alltag her. So manches Mal hat deine Mutter deinen Vater liebevoll auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Oft genug hat sie ihm nach einem seiner Höhenflüge vor einer Bruchlandung bewahrt und ihm eine sanfte, gesichtsschonende Landung ermöglicht.
Wenn die Kinder aus dem Haus sind, gibt es in so mancher Ehe Umbrüche. Auch bei deinen Eltern ist das so. Allerdings führen diese Verwerfungen bei uns nicht zu Rissen in der Beziehung, sondern äußern sich in einer Verlagerung der Gewichte unserer Argumente und in einer Vertiefung eingefahrener Verhaltensmuster. Tröstungsmethoden, die sich eigentlich bewährt haben, können jetzt in Zeiten von Corona nicht mehr ihr volles therapeutisches Potential entfalten. Statt ihrer Kinder und der vielen Enkelkinder schwänzelt nur ihr Gatte um deine Mutter herum. Nicht mal ein müdes Lächeln spielt um ihren Mund, wenn ich voller Dynamik und mit größtmöglichen Charme-Einsatz einen Witz mache. Wie auch, wenn der Spruch fünfzig Jahre alt ist?!
Was mich betrifft, so kümmert es mich schon ziemlich, dass ich nicht mehr auf der Bühne stehe. Applaus und Rampenlicht habe ich (ganz im Gegensatz zu deiner Mutter) immer sehr genossen. Inzwischen muss ich Öffentlichkeit künstlich herstellen, indem ich an meinen Sohn einen „offenen Brief“ schreibe, was mich zu meinem Anliegen an dich zurückbringt…
Ich möchte nicht mehr auf fünfzig Jahre alte Witze angewiesen sein, um deine Mutter aus ihrer Schwermut zu holen. Deshalb habe ich mich in meinem letzten Beitrag auf diesem Blog an deine beiden Schwestern gewandt und sie öffentlich um Hilfe gebeten. Eine der Beiden wird mir hoffentlich das Tanzen beibringen. Das Video im letzten Beitrag habe ich mir noch einmal angeschaut und auch schon ein paar ausdrucksstarke Verrenkungen vor dem Spiegel einstudiert. Allerdings heimlich, damit niemand zu früh lacht. Ich werde definitiv besser sein, als dieser Vater dort in dem Video. Allerdings bin ich mir nicht sicher, dass eure Mutter meine Tanzeinlage besonders lustig findet.
Deshalb will ich auf Nummer sicher gehen und dich ebenfalls um Hilfe bitten – natürlich auch öffentlich. Ich will auch als allererstes den Preis nennen, den ich bereit bin, dir für deine Hilfe zu zahlen:
Ich werde dir verzeihen, dass du (fast) immer deiner Mutter hilfst. 😉
Ich finde das sehr großzügig von mir, denn bitte bedenke, wie schwierig es per se für mein Ego ist, meinen Sohn zu bitten, meine Frau aufzuheitern. 😉
Wenn du mit deinen süßen, gut aussehenden, begabten Töchtern das gleiche machst wie dieser Vater in dem Video (Link unten!), dann wird deine Mutter total hingerissen von dir sein, und alle weibliche Wesen zwischen acht und achtzig sowieso. Sowohl in Kanada wie auch in Deutschland!
Einen hoffnungsvollen Gruß
dein Vater
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